Wie bereits in VIBES berichtet, feiert VTG Tanktainer GmbH (ehemals VOTG Tanktainer GmbH) in diesem Jahr das 25. Jubiläum seit Gründung der Gesellschaft am 01.10.1997. Doch die Anfänge des VTG-Geschäfts mit Tankcontainern reichen bis ins Jahr 1981 zurück.
Mehr lesenDen Anstoß, diese Transportmittel mit ins Portfolio zu nehmen, gab ein Großkunde am Rhein. Es bestand der Wunsch nach mehr Flexibilität und intermodalen Möglichkeiten der Transportmittel, die die Kesselwagen der Chemieindustrie allein nicht bieten konnten. Federführend in der Technikabteilung von VTG war Mitte der 80er Jahre der Kollege Dietrich Mittelstädt, der die ersten eigenen Tankcontainer von VTG zusammen mit den Herstellerwerken WEW (Westerwälder Eisenwerke), GOFA (Gocher Fahrzeugbau GmbH), Van Hool und anderen entwickelte. Das Tankcontainergeschäft startete zunächst als Teil der Kesselwagenvermietung im damaligen Bereich „KVT“.
VTG gehörte zu der Zeit noch zur Preussag und war mit den Zentralabteilungen in der Neuen Rabenstraße 21 untergebracht, in einem alten Gebäude mit Paternoster. Das war die Zeit, in der man noch selbstverständlich in Schlips und Kragen zur Arbeit ging, interne Mitteilungen per Hauspost verschickte, überall im Gebäude das laute Tackern der Schreibmaschinen hörte und Briefe fürs Schreibbüro ins Diktiergerät eingab.
Man gründete für das wachsende Geschäft mit Tankcontainern eine neue Abteilung, den Bereich „C“, und brachte die Kolleginnen und Kollegen in der Großen Theaterstraße unter, weswegen sie fortan mit dem Spitznamen „die Theatertruppe“ bedacht wurden. Das Tankcontainergeschäft, das zunächst überwiegend in der Vermietung des Equipments bestand, veränderte sich und es wurden zunehmend internationale Transporte in Tankcontainern angeboten. Am Anfang auch für „interessante“ Lebensmittel: Schokolade aus Afrika nach Finnland, Wein aus Deutschland, Italien und Frankreich oder Whiskey aus Schottland sowie Sherry aus Spanien und Portugal nach Finnland.
Bei Vorstellungsgesprächen mit zukünftigem Personal legte der damalige Abteilungsleiter, Herr Adamczewski, bereits viel Wert auf gute Englischkenntnisse. Die Abteilung bestand damals aus rund 18 Personen. Das Transportgeschäft war natürlich noch sehr papierlastig. Es wurde per Telex korrespondiert, die B/Ls (Bills of Lading) und Zollpapiere wurden auf der Schreibmaschine mit Durchschlag getippt, und für jeden Transport wuchsen die Papiere zu einer dicken Akte. Der gesamte Transport eines Tankcontainers lag damals natürlich in einer Hand und die Arbeitsteilung war noch gering. Die Transportläufe der Tankcontainer wurden mittels Steckkarte auf einer großen Tafel abgebildet, die jeweils entsprechend des aktuellen Standortes manuell umgesteckt wurden. Wer einen Tank zur Beladung brauchte, nahm sich die Karte und hatte somit den Tank in der Hand! Der damalige Kollege, der für die Tafel verantwortlich war, brauchte aufgrund seiner geringen Körpergröße für die oberen Reihen stets einen Tritt. Und „Missing in Action“ war dann manchmal schon, wenn die Karte verrutschte oder aus der Tafel fiel. Eine regelmäßige Inventur und der Abgleich von Karten und Tankcontainerlisten halfen.
Ein Umzug brachte die „Theatertruppe“ zunächst an die Alsterterrassen 10 und ein weiterer ließ sie dann mit anderen kleinen Abteilungen in der Warburgstraße 8, parallel zur Neuen Rabenstraße, zusammenkommen. Das Büro bot eine Tischtennisplatte auf dem Dachboden und Bootstouren in der Mittagspause auf der nahen Alster. Ein attraktiver Standort allemal!
Beim Einzug von VTG ins VTG-Center am Nagelsweg 34, am 1. April 1996, wurden dann alle Abteilungen zusammengeführt. Für den weiteren Ausbau des Tankcontainergeschäfts suchte man einen Partner, der sowohl mit eigenen Standorten international aufgestellt war als auch gute Verbindungen zur chemischen Industrie hatte. Mit der niederländischen Firma „Van Ommeren“ (später VOPAK), die über weltweit verteilte Tanklager verfügte und besten Zugang zur petrochemischen Industrie hatte, wurde man sich einig und gründete 1997 das Joint Venture VOTG Tanktainer GmbH. Das „O“ war damals lediglich ein Zugeständnis an den JV-Partner. Der damalige Abteilungsleiter des Bereichs C, Rüdiger Steinhardt, wurde gemeinsam mit einem Kollegen von Van Ommeren (zunächst Paul Dekker, später Jörg Mainzer) Geschäftsführer der VOTG. Später traten Mathias Grahl, vormals Controller und Prokurist der VOTG, und im Jahr 2000 Heike Clausen in die Geschäftsführung ein. Das Transportmanagementsystem „Monitor“ löste die alten Steckkarten und AS400 sowie viele andere manuelle Schritte ab. Die Digitalisierung hielt Schritt für Schritt Einzug und die Arbeitsplätze veränderten sich zusehends.
Das Geschäft von VOTG wuchs national und international. Es wurden zunächst die Standorte in Duisburg und Mutterstadt/Ludwigshafen aufgebaut, um dicht an den großen Chemiekunden an Rhein und Ruhr zu sein. Rotterdam, Finnland und Italien folgten, um die wichtigen Geschäfte auf der Nord-Südachse zu betreuen. 1998 wurde der Standort in West Chester in den USA gegründet und im Jahr darauf begann der Aufbau des Geschäfts in Asien mit der Eröffnung des Büros in Singapur.
Der JV-Partner Van Ommeren brachte die Tankcontainer-Vermietgesellschaft „Peacock“ mit ins JV. Dadurch konnte VOTG das Vermietgeschäft weiter ausbauen und hatte Zugriff auf eine eigene Flotte sowie zusätzlich gemietetes Equipment für die Transporte.
Durch die Übernahme der Lehnkering und die Zusammenlegung zentraler Bereiche im Nagelsweg wurde das VTG-Center zu klein für alle. Es wurde im Jahr 1999 ein neuer Standort in der Hammerbrookstraße 5 gefunden und im Jahr darauf bezogen. Neue, offene Räume kamen dem kommunikativen Logistikgeschäft entgegen. VOTG baute mit Heike Clausen als alleiniger Geschäftsführerin ab 2002 das Geschäft weiter aus. Ein wachsendes Netzwerk an aktiven Agenten in Europa, Nord- und Südamerika, Nord- und Südafrika sowie Asien unterstütze die eigenen Standorte bei der Betreuung der Kunden und Entwicklung neuer Geschäfte.
Im Jahre 2007 gab es zwei große Veränderungen: Die VTG AG übernahm die kompletten Anteile von VOTG, so dass diese eine hundertprozentige Tochter der VTG AG wurde. Das „O“ im Namen verschwand allerdings erst 2016. Mit der COSCO Logistics wurde ebenfalls im Jahre 2007 das JV Shanghai COSCO VOTG Tanktainer Co., Ltd (später COSCO VTG Tanktainer) mit Hauptsitz in Shanghai und vier weiteren Niederlassungen in China gegründet. Mit dem eigenen Netzwerk wurde somit der wichtige Zugang zum riesigen Markt im Reich der Mitte erleichtert.
VOTG wurde im selben Jahr 10 Jahre alt und feierte im Oktober ein inzwischen legendäres Fest mit vielen Gästen aus dem Netzwerk im In- und Ausland. VTG Tanktainer baute im Laufe der Zeit neben der starken Nord-Südroute zwischen Italien und Skandinavien das Russland- und Türkeigeschäft inkl. eigener Standorte schwerpunktmäßig aus. Als renommierter Dienstleister der Chemiebranche war VTG Tanktainer immer auch Berater und Vorreiter der Kunden in Logistikfragen. So gelang es dem Unternehmen beispielsweise, die Großen der Chemiebranche in vielen Fällen vom kombinierten Verkehr zu überzeugen. Das Personal von VTG Tanktainer wuchs bis 2020 auf über 200 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Der Wandel und das wachsende Geschäft machten immer wieder Umstrukturierungen, wie beispielsweise die Zentralisierung des operativen Europa-Geschäftes in Duisburg, notwendig.
Unter der Geschäftsführung von Jan Röbken und Andreas Petersson-Lehmann ab 2017 folgte zunächst eine weitere Expansion mit der JV-Gründung in Brasilien 2019. Mit der Aufnahme von Transporten flüssiger Produkte in Flexitanks kam im selben Jahr ein ganz neues Geschäftsmodell hinzu. Zur selben Zeit wuchs das Geschäft auf der Neuen Seidenstraße, sowohl mit Flexitanks als auch in Tankcontainern. Seitdem wurden mithilfe der JV-Kollegen in China viele Supply Chains erarbeitet, die von den Kunden zunehmend als Alternativen zum Transport per Seeschiff genutzt werden.
Um den Marktanforderungen gerecht zu werden, musste jedoch über eine Repositionierung nachgedacht werden. Eine grundlegende Umstrukturierung folgte, die unter anderem die Schließung des Standortes Ludwigshafen und den Verkauf des Überseegeschäftes mit sich brachte. Der Schwerpunkt liegt nun auf der weltweiten Vermietung von Tankcontainern, unterstützt durch auf Europa und Eurasien ausgelegte, integrierte Logistikleistungen.
Im April 2021 übernahm Klaus Wessing gemeinsam mit Andreas Petersson-Lehmann das Ruder bei der VTG Tanktainer. Zum Ende des Jahres ging dann die Ära Hammerbrookstraße zu Ende. Die VTG konnte im Nagelsweg weitere Büroflächen anmieten und die Hamburger Kolleginnen und Kollegen der VTG Tanktainer am 01. November 2021 im modernen New Work Arbeitsumfeld begrüßen.
Weitere große Veränderungen stehen bekanntlich ins Haus, aber auch die wird die „Theatertruppe“ unter bewährter Regie gut meistern!