Seit 2019 ist Micheline Rosiny die VTG-Schwerbehindertenvertretung. Uns hat sie erzählt, wie sie zu dieser Rolle gekommen ist, bei welchen Anliegen sie weiterhilft und warum ein starkes Netzwerk ein wichtiger Baustein für erfolgreiche Inklusion ist.
Mehr lesenMicheline, welche Aufgaben hat eine Schwerbehindertenvertretung (SBV) typischerweise?
Die Rolle der SBV in einem Unternehmen deckt ein weites Spektrum an Aufgaben ab: Sie reicht von der Unterstützung von schwerbehinderten Kolleginnen und Kollegen bei der Erstellung von Anträgen bei Behörden und der Vermittlung bei allgemeinen Anliegen und Beschwerden bis hin zur Kontrolle, dass der Arbeitgeber Tarifverträge, Richtlinien, Gesetze und Verordnungen einhält.
Du unterstützt also vorwiegend bei administrativen und arbeitsrechtlichen Anliegen?
Nicht nur! Ich bin vor allem eine Vertrauensperson. Ich erlebe immer wieder, dass Kolleginnen und Kollegen Sorge haben, dass sie durch ihre Schwerbehinderung nicht die gleichen Chancen haben könnten. Diese Sorgen möchte ich ihnen nehmen und für sie die optimalen Rahmenbedingungen für ihren Beruf schaffen. Und natürlich geht es hier auch immer um extrem sensible Themen wie psychische und physische Erkrankungen oder persönliche Krisen – es braucht also viel Einfühlungsvermögen und Verschwiegenheit.
„Mein Ziel ist es, präsent zu sein.“
Lass uns nochmal einen Schritt zurückgehen: Kannst du uns kurz etwas zu deinem Werdegang bei VTG erzählen?
Ich bin seit September 2012 bei VTG und wurde ursprünglich als Technische Zeichnerin eingestellt. In den Jahren darauf folgte dann mein Studium zur Maschinentechnikerin und ganz viel Entwicklungsarbeit für WAMOS!. Vor sechs Jahren ist ein Kollege dann erstmals mit dem Thema SBV an mich herangetreten, weil er wusste, dass ich mich bereits in der Vergangenheit im sozialen Bereich engagiert und mit schwerbehinderten Menschen gearbeitet hatte.
Was hat dich abseits deiner früheren Erfahrungen dazu bewogen, dich für die Position bei VTG zu bewerben?
Obwohl ich ja bereits Erfahrung mitbrachte, hatte zu diesem Zeitpunkt dennoch keine Ahnung, was es konkret bedeutet, die SBV für ein Unternehmen zu sein. Wie würde die Zusammenarbeit mit HR, mit dem Betriebs- und Personalrat ablaufen? Über welche Gesetze muss ich Bescheid wissen? Ich habe es deshalb als Challenge gesehen, mich dem zu stellen und wollte mir und auch VTG beweisen, dass ich das kann!
Schwerbehinderung hat viele Facetten:
Neben körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen können auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, etwa als Folge eines Burnouts, als Schwerbehinderung eingestuft werden.
Wie ging es dann für dich weiter?
2018 bin ich dann zunächst als stellvertretende SBV gestartet, ehe ich im Jahr darauf zur SBV von VTG nachgerückt bin. Die ersten zwei Jahre hatte ich die Position sogar alleine inne, also ohne Stellvertretung, was natürlich besonders herausfordernd war. Ich habe dann Schulungen und Weiterbildungen besucht und mir Stück für Stück ein Netzwerk aufgebaut – innerhalb von VTG und darüber hinaus.
Heute habe ich das Glück, dass ich von Melanie Celon-Bauer und Marcel Masak als Stellvertreterin bzw. Stellvertreter der SBV unterstützt werde. Und natürlich ist an dieser Stelle auch Bernd Tiedemann gesondert zu nennen, der bis zu seinem Rentenantritt Ende Mai viele Jahre als 1. Stellvertreter aktiv war und mit seinem Engagement das SBV-Team maßgeblich geprägt hat – Vielen Dank Bernd!
Stichwort Netzwerk: Wie stellst du diesen Austausch her?
Neben viel Netzwerkarbeit, zum Beispiel mit den SBV anderer Unternehmen, organisiere ich viele interne Versammlungen, etwa zum Thema Depressionen, denn auch diese Erkrankung kann als Schwerbehinderung eingestuft werden! Zusätzlich dazu bin ich jede Woche bei der Betriebsratssitzung anwesend, und bin im regelmäßigen Austausch mit HR, dem Personalrat und der Betriebsärztin, weil ein konstruktiver Austausch mit diesen Gruppen sehr wichtig für meine Arbeit ist.
Inklusion geht nur gemeinsam:
Die Navigation durch bürokratische Prozesse kann sehr komplex sein, weswegen Micheline im engen und regelmäßigen Austausch mit dem Integrationsamt und dem Integrationsfachdienst steht.
Und natürlich gibt es die „Jährliche Versammlung der schwerbehinderten und ihnen gleichgestellte Menschen bei der VTG“, bei denen ich auch viele externe Gäste einlade, zum Beispiel Expertinnen und Experten vom Integrationsamt. Mein Ziel ist es, präsent zu sein, dass Kolleginnen und Kollegen sofort wissen, dass sie sich jederzeit an mich wenden können.
Kannst du uns abschließend noch von einer besonderen Herausforderung, die du in deiner Rolle bisher erlebt hast erzählen, und wie du damit umgegangen bist?
Ich erinnere mich noch genau an eine Situation mit einer Kollegin, die mir erst mit – sagen wir einmal Skepsis begegnet ist. Jedenfalls wollte die Kollegin meine Unterstützung zunächst nicht und hat sich dann erfolglos alleine an eine Behörde gewendet. Nach und nach konnte ich dann aber doch ihr Vertrauen gewinnen und sie bei ihrer Angelegenheit unterstützen. Die Kollegin war danach glücklich – und ich war es auch!
Vielen Dank für das Gespräch, Micheline!
Micheline ist jederzeit telefonisch (+49 40 2354-2214), per Mail (Micheline.Rosiny@VTG.COM) und via Teams erreichbar. In ihrer Rolle als SBV behandelt Micheline alle Gespräche selbstverständlich streng vertraulich!
Eine schöne Vorstellung von Micheline und ihrer Tätigkeit. Das sieht nach viel Arbeit aus, Hut ab!
Bettina Wilke
Vielen Dank für den Einblick in diese verantwortungsvolle Arbeit.