Violeta Vlasoviene, Managing Director VTG Project Logistics Baltics, berichtet von ihrer Tätigkeit für VTG im Baltikum.
Mehr lesenLösungen finden – das ist genau das, womit sich Violeta und ihr Team gerade wieder einmal intensiv beschäftigten, als wir im Juni sprechen: „Die Nachfrage nach Logistikdienstleistungen ist extrem hoch. Infolge des Russlandkrieges in der Ukraine und der damit verbundenen Sanktionen ist unser größtes Thema aktuell die Neuorganisation der Transportrouten“, so Violeta Vlasoviene, Managing Director VTG Project Logistics Baltics. Das Baltikum war bisher das Tor von West nach Ost. Doch das ändert sich jetzt. „Wir sind seit März zu einer wichtigen Drehscheibe nach West- und Südeuropa geworden – und Klaipėda ist nicht nur der nördlichste eisfreie Hafen des Baltikums, sondern auch einer der verkehrsreichsten entlang der Ostseeküste.“
VTG Project Logistics Baltics hält von Klaipėda aus enge partnerschaftliche Verbindungen sowohl zu den litauischen Terminals, die Container, Stück-, Sperr- oder Flüssiggut befördern, als auch zu anderen baltischen Häfen in Riga, Ventspils, Liepaja, Paldiski und Muuga. Unser VTG-Team findet gemeinsam mit den Partnern vor Ort die jeweils passgenaue Lösung für den Warenumschlag von Schwer- und Sperrgütern – auch für multimodale Verkehre von Containerfrachten, die von West- und Mitteleuropa nach Asien und umgekehrt transportiert werden. Regelmäßige Seetransporte gehen vom Hafen Klaipėda nach Schweden (Trelleborg und Karlshamn) und zurück sowie von/nach Deutschland (Kiel, Lübeck, Rostock und Travemünde).
Der nahegelegene Bahnhof Sestokai LT an der litauisch-polnischen Grenze ist das Durchgangstor zwischen europäischer Normalspur und Breitspur im Baltikum. Hier erfolgt das Umspuren der Züge.
Unser litauisches Team unterhält vertraglich verankerte Kooperationen zu allen baltischen staatlichen Bahnbetreibern LTG, LDZ, EVR. Aufgrund der neuen Situation intensivieren unsere Kolleginnen und Kollegen derzeit stark die Kontakte zu den europäischen Eisenbahnverkehrsunternehmen, um den geänderten Anforderungen der Kunden nach neuen Routen gerecht zu werden.
Als Neugeschäft startete VTG Project Logistics Baltics nun auch mit der Waggonvermietung.
Flexibilität, Ideenreichtum, Einsatzkraft – beschreiben die Arbeit des Teams. Denn seit der Gründung von VTG Project Logistics Baltics vor drei Jahren befinden sich alle Beteiligten faktisch im Ausnahmenzustand: Erst Corona, dann der russische Krieg in der Ukraine.
Während der Coronapandemie gab es wenig Möglichkeiten, auf dem Markt sichtbar zu werden. „Das hat uns viel Kraft gekostet, Messen und Konferenzen fanden nicht statt, aber bei der Neuakquise ist der persönliche Kontakt das A und O. Leider hatte die Pandemie auch etliche zeitliche Verschiebungen großer Projekte zur Folge. Kontakte und Ausschreibungen gab es genug, darunter viele namhafte Unternehmen wie und viele weitere. Und mit jedem erfolgreich realisierten Projekt werden wir als VTG Project Logistics Baltics auf dem Markt bekannter. So erarbeiteten wir uns unseren guten Ruf“, so Violeta.
„Wenn eine Tür zugeht, öffnet sich einen andere“, weiß Violeta. Und so bleibt bei allen Widrigkeiten der Optimismus – und viel Energie, mit der sie das Business vorantreibt. Denn das Baltikum ist für VTG weiterhin ein sehr interessanter Markt: Vor allem, weil dort bisher noch keine privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen vertreten sind. Noch fahren die Züge hier auf der Breitspur. Im Moment geht die Normalspur bereits bis ins litauische Kaunas, dorthin fahren wir aktuell dreimal die Woche, doch ab 2026 wird das Baltikum an die europäische Normalspur angebunden sein (siehe auch Extrakasten).
Ebenfalls ein neues und wichtiges Business für das Logistikteam ist die Arbeit als Agent für VTG Tanktainer: „Aktuell wickeln wir rund 60 Tankcontainer im Monat ab und sind dabei, neue Kunden zu gewinnen“, sagt Violeta.
Gemeinsam mit VTG Rail Logistics Deutschland transportiert VTG Project Logistics Baltics erfolgreich Windkraftanlagen von Holland nach Schweden und Litauen (siehe Bilder). Und auch sehr außergewöhnliche Schwertransporte wie etwa Hausboote sind im Portfolio: Für die Unternehmen Desidus, IGLU Camp Service und Boat Trend transportiert VTG die Boote regelmäßig von Klaipėda zu unterschiedlichen Standorten in Deutschland. Und das sind nur einige Beispiele einer langen Liste kleinerer und größerer Transportprojekte.
Violeta Vlasoviene wollte zunächst in der Tourismusbranche aktiv werden und startete mit einem Bachelor für Tourismus. Anschließend erlangte sie ihren Magister in Betriebswirtschaft an der Universität Klaipėda und startete in der Logistikbranche. Seit 2000 war sie bei der „DiRail KG“ tätig und verfügt über umfangreiche Erfahrung im Bereich Logistik. 2005 übernahm Violeta Vlasovienė die Leitung der deutsche Kapitalgesellschaft CIS-Cargo im Baltikum.
Zu VTG kam sie im Jahr 2019 über gemeinsame Projekte mit ihrem alten Arbeitgeber CIS Cargo, ebenfalls ein deutsches Unternehmen. Violeta Vlasoviene spricht sehr gutes Deutsch. Aber in Deutschland gelebt hat die Mutter zweier erwachsener Söhne (28 und 18 Jahre) nie, zu Besuch war sie dagegen schon häufig – das Reisen ist schließlich immer noch eines ihrer liebsten Hobbies, genau wie Tanzen und Lesen. Violeta liebt es neue Ländern samt der Kulturen und Traditionen kennenzulernen. Aber vor allem liebt sie ihre Arbeit …
Europa auf Spur: Es ist ein Mammutprojekt – und wird nach der Fertigstellung die fünf EU-Länder Polen, Litauen, Lettland, Estland, und indirekt Finnland, verbinden. Die im Bau befindliche neue Eisenbahnverbindung Rail Baltica soll ab 2026 von Warschau über Kaunas und Riga nach Tallinn führen – mit Anschluss nach Helsinki durch die Fähre oder den Helsinki-Tallinn-Tunnel. Denn dann wird die europäische Normalspur – statt der bisherigen Breitspur – diese Länder weit besser als bisher mit dem restlichen Europa verbinden. Entsprechend werden sich die Zeiten und die Preise für den Frachtverkehr zwischen Westeuropa und den baltischen Staaten verbessern. Außerdem soll der Betrieb der neuen Bahnstrecke dann das Lkw-Aufkommen verringern – und den CO2-Ausstoß reduzieren. Aktuell ist die Strecke schon bis ins litauische Kaunas ausgebaut.