Wie kann die Qualität des Servicelevels bei gleichbleibenden Logistikosten gesteigert werden? Mit dieser Frage hat sich das Projektteam bereits vor dem Start von Rock-it beschäftigt und das Thema vorangetrieben. Seit Anfang 2021 wurde dem Projekt als Rock-it-Initiative ein geeigneter Rahmen gegeben, um es weiter zu optimieren und zu forcieren. Das Ergebnis: Ein Strategiewechsel in der Materialversorgung, unterstützt durch verschiedenste Maßnahmen.
Mehr lesenEine Maßnahme der Initiative Logistics Optimization ist die Definition und Umsetzung einer neuen und geeigneten Lagerstrategie für die Ersatzteilversorgung. Wo wurden in der Vergangenheit Ersatzteile und Radsätze für unsere Flotte gelagert? In verschiedensten Werken, in denen eine größere Anzahl VTG-Wagen repariert wurde. Das bedeutete, dass Eisenbahnexperten nicht nur die Instandhaltung von Wagen beherrschen mussten, sondern auch die Logistik. Das hat in den vergangenen Jahren zu einer hohen Zahl an Lagerorten in Europa geführt – mit Auswirkungen auf das Servicelevel und in der Folge zu hohen Kosten. Diese setzten sich aus dem hohen Lagerbestandswert an den einzelnen Standorten, dem Aufwand für die Betreuung und Disposition vor Ort sowie den Transportkosten zusammen. Kostentreiber war auch die Lieferung von Materialien für mobile Einsätze. „In den Jahren 2017 bis 2020 sind die Logistikkosten für Ersatzteile und Radsätze kontinuierlich um rund 15 Prozent jährlich auf aktuell ca. 8,5 Millionen Euro gestiegen“, erklärt Christin Buresch. Die Teamleiterin Service Improvement (WXP-I) ist verantwortlich für die Initiative Logistics Optimization, die im Januar 2021 gestartet wurde, um die Expertise in der Logistik zu steigern und den Kostensteigerungen entgegenzuwirken – sowie die Versorgung der VTG-Flotte mit Ersatzteilen und Radsätzen zu optimieren.
Unter der Projektleitung von Stefanie Kunze, Product Manager Service Improvement, hat seitdem eine Projektgruppe aus den Bereichen WXP-I, WXS-W und WXS-M den Prozess zur Optimierung vorangetrieben: „Mit der Eröffnung unseres Zentrallagers in Raunheim bei Frankfurt am Main im September 2022 haben wir einen Meilenstein erreicht. Mit dem Zentrallager können wir unsere bisherigen Lagerbestandswerte in der Breite reduzieren. Regional lagern wir jetzt nur noch Verbrauchsmaterial und Radsätze, aber weniger Ersatzteile“, so Stefanie. Die Lagerhaltung erfolgt nach dem sogenannten Hub-Spoke-Stystem. Dies lässt sich mit einem Speichenrad vergleichen. Alle Speichen sind mit der Nabe in der Mitte verbunden. Diese Verknüpfung beschreibt den Aufbau des logistischen Netzwerks.
Bis es so weit war, hat das Team mit Hilfe professioneller Berater vielfältige Warenstromanalysen durchgeführt, den Verbrauch pro Land betrachtet, eine passende Lagerstrategie unter Berücksichtigung von Servicezeiten in der Lieferung entwickelt und im Rahmen einer Ausschreibung den Logistikexperten Simon Hegele ausgewählt. Neben der Logistikexpertise sowie den industriellen Lösungsansätzen, war auch der Preis ausschlaggebend für den Zuschlag. All diese Aspekte konnten mit Inhouse-Lösungen nicht abgedeckt werden. „Die Versorgung der mittlerweile deutlich gewachsenen VTG-Flotte wie auch unsere Wachstumsprognose für die nächsten Jahre waren Argumente für eine zentrale Ersatzteillogistik, denn zentrale Bestände erleichtern die tägliche Disposition in der Materialwirtschaft erheblich“, erklärt Stefanie.
„Mit dem Zentrallager können wir unsere bisherigen Lagerbestandswerte in der Breite reduzieren. Regional lagern wir jetzt nur noch Verbrauchsmaterial und Radsätze, aber weniger Ersatzteile.“
Darüber hinaus wurden Transporte wesentlicher Materialgruppen – insbesondere der Radsätzen – gebündelt beziehungsweise Rundläufe eingeführt und dadurch die Verkehre zwischen den Standorten optimiert. Dieses Vorgehen wird kontinuierlich auf weitere Relationen ausgeweitet.
Mit dem Logistikdienstleister Simon Hegele wurde ein Unternehmen mit langjähriger Expertise in der Ersatzteildisposition betraut. Zum Start des zentralen Lagerbetriebs wurden die nötigen digitalen Schnittstellen für die Übermittlung unserer Versand- und Lieferscheinpapiere sowie der Materialstammdaten geschaffen. „Das hat vor allem deshalb so gut geklappt, weil wir mit den HERMES-Entwicklern ein durch uns gesteuertes Entwicklungsteam an Bord hatten“, freut sich Christin. Und natürlich mussten auch die operativen Prozesse in den Werken neu aufgesetzt werden. „Dort erhöht sich die Transparenz und der operative Aufwand wird geringer. Durch direkte IT-Schnittstellen zu unserem neuen Logistikdienstleister erfolgt die Abwicklung unserer Ersatzteillieferungen professionell, digital und zuverlässig wie zum Beispiel durch die automatisierte Anmeldung der Transporte bei UPS oder Kühne + Nagel. Das nächste Ziel ist, eine Materialanforderung von einem Reparaturwerk automatisiert zum Versand der Ersatzteile zu bringen.“
„Mit den HERMES-Entwicklern hatten wir ein durch uns gesteuertes Entwicklungsteam an Bord.“
Spätestens 2024 soll noch eine zentrale IT-Logistikschnittstelle umgesetzt werden, die unter anderem Track and Trace ermöglichen soll, ein Projekt, das aufgrund begrenzter IT-Kapazitäten bisher warten musste, ist dann möglich. Ebenfalls geplant: „Wir wollen zudem ein Monitoring mit geeigneten Kennzahlen für unsere Transportkosten aufbauen,“ erläutert Stefanie.
Und die Transportkosten selbst? Sollen künftig um 10 Prozent sinken – erste Effekte sind ablesbar, auch wenn es bei Transporten generell durch die Energiepreissteigerungen und den Spediteurmangel einen Kostenanstieg gab. „Aber ohne die Initiative und die damit verbundenen Maßnahmen wäre der Kostenanstieg deutlich höher ausgefallen“, verdeutlicht Christin.
Das strategische Leitprogramm dient der Sicherung der nachhaltigen Ertragskraft. Insgesamt rund 50 Einzelinitiativen in den Beriechen Prozessinnovationen, digitale Services oder strukturelle Anpassungen zählen dazu.
Finanzieller Beitrag der drei Workstreams (Januar bis Dezember 2022):
Topline Optimization:
Excellence in Repair & Maintenance:
Excellence in Holding & Administration (non-personnel costs):
1Cashflow-Verbesserung (EBITDA – Maintenance Capex) gegenüber 2020.